Am 24.09.1967 im Club, waren "aus Heidelberg" angekündigt, stammen allerdings aus Mannheim
Nine Days Wonder (Mannheim)
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Walter Seyffer gründete die Gruppe im Jahre 1966. Zu dieser Zeit
spielte man die Hitparade "rauf und runter". Mit dabei war auch das
Stück "My friend Jack" von Smoke. Dieser Titel brachte
Nine Days Wonder beim Beatbandwettbwerb 1967 im Mannheimer
Rosengarten den lang ersehnten Durchbruch in der Rhein-Neckar
Szene. Eine derart "unmusikalischeArt" die Gitarre mit dem Plektron
zu "vergewaltigen", war zu dieser Zeit Grund genug für die Jury die
Gruppe vom Wettbewerb zu disqualifzieren. Die Folge war, daß die
Fans, die uns auf Platz 1 sehen wollten, noch Stunden nach dem Auftritt vorm Mannheimer Rosengarten randalierten. Der Ruf war gefestigt: Nine Days• Wonder ist die härteste Gruppe der Region und immer für eine Überraschung gut. Man denke nur an das legendäre "Staubsaugersolo". Danach folgten Eigenkompositionen und diverse Personalwechsel bis vier Jahre später die Gruppe aus:
Walter Seyffer (Vocals und Drums),
John Earle aus Irland (Sax, Flöte, Gitarre),
Rolf Henning (Gitarre, Piano),
dem Österreicher Karl Mutschlechner am Bass
und dem englischen Drummer Martin Roscoe bestand.
Das erste Nine Days• Wonder-Album wurde im Dierks Studio im Jahre 1971 aufgenommen.
Produzent war damals Peter Hauke von Bazillus-Records. Zu jener Zeit war dies wohl eine
der bizarrsten Produktionen, die man aus deutschen Landen hören konnte. Inspiriert von
Zappa, King Crimson, Van der Graaf Generator, Soft Machine sowie dem Free Jazz, wurden
komplexe, straff arrangierte Stücke mit unerhörten und aprupten Tempowechseln geboten.
Dennoch blieb genügend Raum für ausgedehnte Improvisationen. Diese LP war definitiv ein
Kind ihrer Zeit und ein musikalisches Spiegelbild der "Bayrisch Zell-Wohngemeinschaft" in
Mannheim, die bis auf den heutigen Tag nicht nur musikalisch gesehen, Legende geblieben ist.
Der tägliche kleine, komplette Wahnsinn einer Kommune und ihrer Maxime: "Wer immer vor der
Tür steht, ist willkommen!" Beim Originalcover handelt es sich um die berühmtgewordene
grüne NDW Schaumstoffhülle, ein unter Sammlern heute ziemlich heißbegehrtes Objekt.
In England erschien das Album bei Harvest mit einem von Hipgnosis gestalteten Cover.
(Dieses "Fisch-Cover" wurde, nachdem Bazillus-Records von der Firma Bellaphon aufgekauft
worden war, von Bellaphon übernommen, da angeblich die Kosten zur Fertigung des
Schaumstoff-Covers zu hoch waren.) Bei der nun neuveröffentlichten CD entschied man sich
für eine Mixtur aus Schaumgummi-Cover und dem Foto aus der Innenseite der Platte.
1972 löste sich NDW für etwa ein Jahr auf, um im darauffolgenden Jahr mit inzwischen neuer
Besetzung abermals im
Dierks-Studio zusammen mit Peter Hauke WE NEVER LOST CONTROL aufzunehmen.
Die Besetzung:
Walter Seyffer (Vocals),
Michael Bundt (Bass),
Hans Frauenschuh (Gitarre),
Freddie Münster (Sax und Keyboards),
Karl Heinz Weiler (Drums).
1974 holten Walter Seyffer und Michael Bundt Rolf Henning wieder zurück zu NDW. Als Drummer konnte man den
Indonesier Sidhatta Gautama gewinnen. Gastmusiker bei diesem dritten NDW Album waren Dave Jackson,
von Van der Graaf Generator am Saxophon und an der Flöte, sowie Steve Robinson, ein ehemaliges Mitglied von
2066 & Then, an den Keyboards. Produziert wurde das Album, das den Titel ONLY THE DANCERS trug, im
Chipping Norten Studio in England, ebenfalls wieder unter der Leitung von Peter Hauke. NDW hatte endlich
wieder zum ursprünglichen Drive und der Dynamik des ersten Albums zurückgefunden.
Bis zu diesem Zeitpunkt stand NDW im Ruf einer außerordentlich aktiven Live-Band. Es fand sich wohl kaum ein Ort in
Deutschland, der von dieser Bande und ihrem chronisch maroden Bandbus verschont blieb. England, Frankreich, Schweiz,
Dänemark, Jugoslawien, hießen die Erfolgsstationen und dennoch haftete der Gruppe ein Umstand in schöner Treue an:
mangelnde Verkaufszahlen ihrer LPs und zu geringe Gagen, um davon leben zu können (wer jemals das unverschämte Glück hatte, bei der Firma Bellaphon Records unter Vertrag zu stehen, kennt ihre formidablen Promotionleistungen und weiß ein Lied davon zu singen. Es wiederholte sich in schöner Regelmäßigkeit, daß, egal in welcher Gegend immer die Gruppe ihre Auftritte hatte, ganz bestimmt keine LP in einem der Plattenläden der Umgebung zu finden war). In jenen Jahren avancierte der Pleitegeier zum Wappentier der Band. Bedenkt man, daß es damals völlig ausreichend war, ca. 2000 LPs zu verkaufen, um eine Firma zum Weitermachen zu bewegen, kann man sich leicht vorstellen, daß lediglich die Gagen aus den Auftritten das Überleben der Band einigermaßen sichern konnten. Die häufigen Personalwechsel und die Instabilität innerhalb der Gruppe waren nicht nur das Ergebnis persönlicher Auseinandersetzungen, sondern auch stark geprägt durch den täglichen, zermürbenden Überlebenskampf.
Die letzte Inkarnation - nach erneutem Personalwechsel - erfolgte im Sommer des Jahres 1975. Seyffer und Gautama arbeiteten von nun an mit Bernd Unger (Gitarre) - er hatte in den Endsechzigern bereits zu NDW gehört -, Peter Oehler (Gitarre), und Rainer Saam (Bass), an einem neuen Album, das von Christian Kolonovitz im Europa Sound Studio produziert wurde. Bei Erscheinen des Albums A SONNET TO BILLY FROST im Jahre 1976, war die Reaktion eher verhalten. Wieder einmal ließ sich die Musik von NDW nicht in einer der gängigen Schubladen unterbringen. Möglicherweise lag es am zu "englischen" Charakter der Musik, daß diesem Werk nicht allzuviel Aufmerksamkeit zuteil wurde. Wohl zu unrecht, denn aus heutiger Sicht handelt es sich zwar nicht um das progressivste, bestimmt jedoch um das musikalisch und produktionstechnisch ausgereifteste Album der Gruppe.
Nachdem dieses Album keinen Anklang gefunden hatte, lösten Walter Seyffer und Bernd Unger NDW endgültig auf und brachten 1979 ihr erstes AlbumWINTERGARDEN bei EMI-Electrola heraus - doch das ist eine
andere Geschichte..