Mit der Radiolegende Volker Rebell, am 16.01.1966 im BEAT-CLUB 65 GODDELAU
Schade dass unsere hessische Radio Legende Volker Rebell keine ganze LP mit den CHEATS
aufgenommen hat. Die 2 Beat Songs sind allererste Sahne. Die Flexi war nummeriert und
vermutlich in den Läden nicht erhältlich. Die Valentine war eine sehr beliebte Schreibmaschine und
der Song, der eigentlich ein Werbesong ist, handelt von eben dieser Schreibmaschine.
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Es folgt ein Text des Buchautoren Hans-Jürgen Klitsch über die Cheats,
veröffentlicht in dessen Buch „Shakin' All Over - Die Beatmusik in der
Bundesrepublik Deutschland 1963 - 1967"
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The CHEATS - Die Cheats verdienen sich einen Ehrenplatz in dieser
Publikation, waren sie doch die ersten Bundessieger bei einem
Beatwettbewerb. Das war 1965, in Kassel. Volker Rebell: "Wir waren
selbst überrascht, dass wir da gewonnen haben. Uns wurde auch erst
vor Ort die Größe des Unternehmens klar, nämlich dass in allen größeren Städten
Vorausscheidungen stattgefunden hatten. Und so gut fanden wir uns eigentlich gar nicht. Aber wir
waren die einzigen, die deutsche Texte gesungen haben. Und vorher, als wir unsere Titelfolge
einreichten, haben wir auch unsere Texte abgegeben. In der Jury saß ein Deutschlehrer, und es
muss den wohl beeindruckt haben, dass wir sozialkritische Texte in deutsch machten. Ich machte ja
schon Kabarett zu der Zeit, und insgesamt fühlten wir uns richtig rebellisch damals, so war auch der
Text. Die Musik war eher wie Kinks „You Really Got Me". Ich weiß die Anfangszeilen noch immer
auswendig: <„Sie schreien 'die Jugend ist schlecht!' Sie müssen schreien, denn
sie sind gerecht. 'Die Jugend, sie taugt nichts', sagen sie vorurteilslos. Sie müssen es wissen:
(gesprochen): denn die Jugend ist nur ein Spiegelbild ihrer Umwelt!"> - Es gab auch einen Mittelteil,
in dem ich einen längeren Text rhythmisch gesprochen habe, das könnte - 1965 - einer der ersten
deutschsprachigen Rapversuche gewesen sein. Als wir dann Sieger geworden waren, sollten wir in
der Fernsehsendung 'Der Goldene Schuß' mit Lou van Burg auftreten. Zu dem Auftritt ist es nie
gekommen, angeblich weil wir nur zu dritt waren, und zum Image einer Beatband gehörte es
angeblich, dass man vier Pilzköpfe aufwies. Die Festivals-Vierten, die Red Rocks, sollten dann an
unserer Stelle dort auftreten, aber da hat unser Manager Protest eingelegt. Ich weiß aber nicht,
inwieweit da überhaupt etwas dran war, ob das nicht alles eine Ente war."
Aus dem mit dem Festivalsieg angeblich gekoppelten Plattenvertrag ist ja auch nichts geworden.
Volker Rebell: "Wir haben 'Gedanken eines Jugendlichen' aufgenommen." Mit Hans Podehl als
unabhängigem Produzenten. Nils Selzer: "Wir waren einige Tage im Studio in Frankfurt. Das zog
sich dann so hin. Wir kriegten dann gesagt, ‚Das ist noch nicht gut so; das müssen wir noch ändern!' Undsoweiter...als wir dann irgendwann fragten, wann wir den nun wiederkommen sollten, da gab es Aufschübe und Ausflüchte."
Volker Rebell: "Angeblich hat er das bei einer Plattenfirma vorgespielt, und die befand, wir sängen gegen Ende des Songs schief."
Dabei lief es gerade so gut für die Band. Nach der Gründung der Band 1962 in Offenbach, als sich Volker Rebell, voc, lg, Karl Peter Köhler, dr, und Rudi Marschall, b, zusammengetan hatten, um Twistmusik zu spielen, stellte man sich 1963 schnell auf den neuen Merseybeat um - gerade rechtzeitig, denn die ersten richtigen Gigs kamen. Als Rudi die Band 1964 verließ, wurde er durch den Sänger, Gitarristen und Bassisten Nils Selzer (prä-Orgon, prä-Solo, prä-Strassenjungs) ersetzt. Und die Band hatte Auftritte en masse, an die 400 in den folgenden 3 Jahren - 3 davon 1965 in Nottingham. Volker Rebell: "Den Kontakt nach Nottingham hatte ein Schulfreund hergestellt, der zu dem Zeitpunkt in den Schulferien in Nottingham war - er hat uns auch keine wirklichen Gigs, sondern ein paar Auftritte bei Schulfesten und Parties vermittelt. Eine deutsche Beatband - das war für Engländer etwas höchst Exotisches. Übrigens auch für Engländerinnen. Meine lebendigste Erinnerung an Nottingham ist eine kleine Engländerin, die beim Knutschen immer sagte: 'I don't like French kisses!'"
Aber auch die hessischen Ami-Clubs wurden von den Cheats heimgesucht. Volker Rebell: "Wenn Du dann in den Ami-Clubs auftreten durftest, das waren ja schon die höheren Weihen. Obwohl wir uns da, mit unseren von der Platte abgehörten Texten, manchmal ganz schön blöd vorkamen. Wir kriegten ja auch so manche Textstelle nicht richtig raus, und das haben wir dann einfach so phonetisch nachgesungen. Den GIs ist das bestimmt aufgefallen."
Nils Selzer: "Wir spielten auch mal bei einer Modenschau. Außer uns trat da noch ein Typ auf, der zum Playback deutsche Schlager in total gebrochenem Deutsch sang. Er fragte, ob wir ein paar Blues-Nummern mit ihm machen könnten. Das taten wir denn. Es war Howard Carpendale!" Sie spielten auch auf einem Festival mit Christopher und Michael, den „deutschen Simon & Garfunkel" - 1969 sollte Michael de la Fontaine Volker und Nils zur Produktion seines Soloalbums „Harlekins Singsang" holen.
1966 nahm die Band am Beatwettbewerb der Stadt Frankfurt teil, und als Resultat fand nun eine Plattenveröffentlichung statt, die CBS veröffentlicht einen Sampler, live eingespielt im Volksbildungsheim der Stadt Frankfurt. Die Cheats steuerten eine recht rustikale und schnelle Version des Byrds-„Mr Tambourine Man"-Nachfolge-Hits „I'll feel A Whole Lot Better" bei.
Volker Rebell: "Der Beatwettbewerb in Frankfurt war für uns ein großer Frust. Wir gingen doch als Sieger der deutschen Beat-Parade von Kassel ins Rennen, hatten den Frankfurter Vorausscheidungswettbewerb klar gewonnen und waren uns ziemlich sicher, auch bei der Endausscheidung zu siegen. Doch es sollte anders kommen. Wie schon in Kassel wollten wir wieder mit einem selbstgeschriebenen, deutschsprachigen Song gewinnen. In letzter Minute habe ich einen neuen Song fertiggestellt, den wir unmittelbar vor unserem Wettbewerbsauftritt auf der Toilette noch schnell einstudiert haben. Diese sträfliche Selbstüberschätzung führte dann zum Debakel: Wir haben uns ständig verspielt, ich habe mich beim Singen verhaspelt oder den Text zeilenweise ganz vergessen. Was für 'ne Blamage vor so vielen Leuten - und, vor allem, bei so einem wichtigen Anlass. Der Song war eigentlich gar nicht schlecht, aber wir haben ihn nie wieder gespielt.
Weil aber unser zweiter Wettbewerbsbeitrag ganz gut gelungen war - wir spielten den Beatles-Song „We Can Work It Out" mit Akkordeon (!) - fielen wir zum Glück nicht ganz durch. Ich glaube, wir belegten den 3. oder 4. Platz - es müsste der 3. gewesen sein, denn sonst hätten wir bei der Preisverleihung nicht unsere Zugabe „I'll Feel A Whole Lot Better" spielen dürfen."
Insgesamt wurde die Musik der Cheats von nun an komplexer, es tauchten mehr eigene Stücke auf: Nils Selzer: "Komplexität war das Ding von Volker Rebell, der hat Musik geschrieben, die viele Akkorde hatte und sich nicht nur auf Dur und Moll beschränkte." Als Frank Löw Anfang 1967 als neuer Drummer kam, musste zwangsläufig ein neues Repertoire erarbeitet werden, und neben eigenen Stücken versuchte man sich an Improvisationen zu Texten von Heinrich Heine. Erst im Jahre 1968 kommt es noch einmal zu einer Plattenveröffentlichung der Cheats. Die Firma Olivetti hatte sich eine neue tragbare Kompaktschreibmaschine ausgedacht, und weil man die an junge Leute verkaufen wollte, gab man die Werbekampagne an eine Agentur, die mit Heinz Edelmann, dem Zeichner des Beatlesfilms „Yellow Submarine", zusammenarbeitete. Volker Rebell hatte in der Werbeagentur einen Freund, und der kam auf die Idee, das Schreibinstrument auch mit einem Song zu bewerben. Also komponierte Volker Rebell komplexe Musik, ganz Popsyke-mäßig, und Ralf Geisler dachte sich eine freakige Lobeshymne auf das Gerät und noch ein wenig mehr aus: Verpackt wurde das Ding in ein von Heinz Edelmann gezeichnetes
Cover und dann an potentielle Kunden verschenkt - wenn man seinen Coupon eingeschickt hatte. Volker Rebell (Musik) und Ralf Geisler (Text) schrieben gemeinsam noch einen zweiten Song „That's My Day", der zusammen mit dem Werbesong „Valentine" als reguläre Single-Schallplatte bei CBS erschien. Die Platte brachte es sogar zu einigem Airplay in Radio Luxemburg. Die Cheats holten sich 1969, als Frank Löw verstirbt, ihren alten Drummer zurück und machten noch ein Jährchen weiter. Aber dann mussten auch sie der Diskothek ihren Tribut zollen und lösten sich auf. Volker Rebell ist seitdem Mitarbeiter beim Hessischen Rundfunk.